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Der Begriff Ghosting ist für einige zwar noch fremd, für andere wurde Ghosting bereits zum Albtraum. Ghosting meint den plötzlichen Kontaktabbruch, die mieseste Art mit jemanden Schluss zu machen. Doch was sind die Gründe für diesen wachsenden Trend? Und was können Sie tun, wenn Sie geghostet werden?
Josua Leibrich ist Psychologe und nebenberuflicher Autor. Als Einzel- und Paartherapeut arbeitet er mit verhaltens- und schematherapeutischen Methoden in Würzburg. Es ist ihm ein Privileg, Menschen zu einem positiven Selbstverständnis zu führen und gemeinsam innovative Wege zu einzuschlagen. Detaillierte Informationen finden Sie auf seiner Homepage.
Was ist Ghosting?
Das Phänomen Ghosting gibt es vermutlich nicht erst seit gestern. Schon in der Vergangenheit haben sich Menschen vor unangenehmen Situationen drücken wollen und sich einfach aus dem Staub gemacht. Doch mittlerweile hat diese miese Dating-Masche eine Bezeichnung: das Ghosting.
Vor allem bei Jugendlichen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie schon mal gehostet wurden oder auch haben. Zwei Drittel der 18 – 24-Jährigen sagen über sich selbst, schonmal jemanden geghostet zu haben.
Ghosting ist also keine unbekannte Erscheinung mehr, jedoch kommt es durch die digitale Revolution immer häufiger vor. Die größere Anonymität auf Social Media Plattformen führt zu geringerer Verbindlichkeit, wodurch Ghosting noch müheloser möglich ist.
“Im Internet muss man für Ghosting nicht mehr wegziehen oder unerreichbar sein. Man kann den Kontakt einfach blockieren und gleich den nächsten Chat aufmachen, ohne dass der Gegenüber etwas einwenden kann.” – Josua Leibrich
Im realen Lebensumfeld ist es weniger wahrscheinlich, dass es zu Ghosting kommt, insbesondere wenn Menschen im gleichen Arbeitsumfeld arbeiten oder den gleichen Freundeskreis haben.
“Wenn man etwa Familienmitglieder eines Ghosts gut kennt, dann kann sich der Ghost nicht so leicht in Luft auflösen und wird eher versuchen, mögliches Desinteresse respektvoller zu kommunizieren.” – Josua Leibrich
Bei Betroffenen sitzt der Schock meist tief und sie können gar nicht verstehen, warum sie plötzlich verlassen wurden. Unsicherheit macht sich breit und die Opfer fragen sich, was sie falsch gemacht haben. Nach der Trauer zweifeln die Betroffenen oft an sich selbst und suchen den Fehler bei sich. Doch der Fehler liegt nicht bei den Opfern, sondern bei den Personen, die rücksichtslos ghosten.
9 Gründe für das Ghosting
Durch das Online-Dating ist das Ghosting noch populärer geworden, denn im Internet ist es leicht, sich hinter dem Bildschirm zu verstecken. Doch auch nach vielen Jahren Beziehung können wir noch Opfer von Ghosting werden. Was sind also die Gründe für einen plötzlichen Kontaktabbruch:
- Feigheit – Der fehlende Mut und die Feigheit, derjenigen die ihre Mitmenschen ghosten, ist wahrscheinlich der Hauptgrund für ein solches Verhalten. Den Ghostern geht es in der Regel nicht darum, andere bewusst zu verletzten. Vielmehr sind die eigenen Selbstzweifel und Unsicherheiten der Grund für das egoistische Verhalten.
- Parallel-Dating – Vor allem beim Online-Dating kommunizieren wir mit mehreren potenziellen Singles gleichzeitig. Da kann es schnell passieren, dass die Chemie mit manchen nicht harmoniert. Doch anstatt die Person rücksichtslos zu ghosten, sollten Sie lieber Ehrlichkeit an den Tag legen und den Kontaktabbruch begründen.
- Oberflächliches Kennenlernen – Gerade beim Online-Dating werden viele oberflächliche Begegnungen geknüpft, bei denen schnell klar ist, dass diese zu keiner ernsthaften Beziehungen führen werden. Für viele Singles ist es daher plausibel, diesen Kontakt wortlos abzubrechen und zu ghosten.
- Fehlendes Interesse – Prinzipiell haben die meisten Fälle von Ghosting mit dem fehlenden Interesse einer Person zu tun. Natürlich ist es legitim, dass in manchen Fällen der Funken nicht überspringen will. Dennoch hat niemand einen plötzlichen, wortlosen Kontaktabbruch verdient.
- Keine Lust auf Rechtfertigung – Sich für Entscheidungen rechtfertigen zu müssen, ist für viele nervig. Sie haben keine Lust darauf, jedem erklären zu müssen, wieso Sie in bestimmten Momenten so handeln, wie Sie eben handeln. Doch jeder Mensch hat es verdient, zu erfahren, wieso er gemieden wird. So viel Empathie sollten Sie zumindest aufbringen können.
- Bindungsangst – Personen, die Angst vor Nähe und Beziehungen haben, neigen öfter dazu, den Kontakt unerwartet abzubrechen. Aus Angst vor Verletzungen ziehen sie lieber die Reißleine und brechen den Kontakt ab.
- Der schnelle und einfache Weg – Ghosting ist der einfachste und auch einer der effektivsten Wege, um den Kontakt mit jemanden abzubrechen. Ohne Erklärungsversuche, Streit und Diskussionen lässt sich so ein Kapitel schnell beenden. Bequem für den Ghoster, schrecklich für Betroffene
- Selbstschutz – In manchen Fällen ist das Ghosting die letzte Rettung. Wenn der oder die andere narzisstische Züge aufweist und das bestehende Verhältnis toxisch ist, helfen oft keine Gespräche und Erklärungen. Um endlich von der Person loszukommen, scheint Ghosting der letzte Ausweg zu sein.
- Das „Nein“ wird ignoriert – Es kann natürlich auch passieren, dass Ihr Gegenüber schlichtweg keine ehrliche Absage akzeptiert und Ihr „Nein“ nicht versteht. Folglich haben Sie keine andere Wahl, als den Kontakt wortlos abzubrechen.
“Es ist egal, wann oder wieso jemand Ghosted – Ghosting drückt immer ein geringes oder fehlendes Verantwortungsgefühl aus.” – Josua Leibrich
5 Tipps, um mit dem Kontaktabbruch zurechtzukommen
Sollten Sie Opfer vom Ghosting sein oder aber Sie in Ihrem engeren Kreis solche Fälle erleben, könnten diese 5 Tipps helfen:
- Lenken Sie sich ab – Auch wenn erstmal eine Welt zusammenbricht, muss das Leben nach dem Kontaktabbruch weitergehen. Versuchen Sie sich mit Freunden und Familie oder Aktivitäten abzulenken.
- Situation akzeptieren – Es fällt oft schwer, zu akzeptieren, dass wir so kaltherzig abserviert wurden. Doch das ändert nichts an der Situation. Eine schnelle Akzeptanz hilft dabei, schneller mit dem Kapitel abzuschließen.
- Abschließende Nachricht – Brennt Ihnen der Unmut auf der Seele, können Sie auch eine letzte Nachricht verfassen, indem Sie betonen, wie enttäuschend Sie das Handeln des anderen finden. Danach sollten Sie jedoch ablassen und abschließen.
- Selbst Ghosting vermeiden – Wurden Sie bereits geghostet, wissen Sie, wie schlimm sich es anfühlt. Das sollte Grund genug sein, um nicht selbst zum Ghoster zu werden. Zollen Sie Ihrem Mitmenschen Respekt, werden Sie in der Regel ebenfalls respektiert.
- Neues Selbstvertrauen erlangen – Nicht Sie sind schuld, sondern die andere Person. Schieben Sie Ihre Selbstzweifel beiseite und schöpfen Sie neuen Mut, um andere Menschen kennenzulernen und bessere Erfahrungen zu machen
Fazit: Ghosting ist für Feiglinge!
Es gibt keine Rechtfertigung, jemanden wortlos zu ghosten. Egal, ob die Harmonie nicht gestimmt hat oder Sie jemanden anderes besser finden, jeder Mensch hat eine ehrliche Antwort verdient. Spätestens wenn Sie selbst gehostet wurden, können Sie nachvollziehen, wie schlimm es sich anfühlt. Gerade deswegen ist ein respektvolles Miteinander so wichtig.
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