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Immer öfter wird die offene Beziehung zum Gesprächsthema unter Freunden. Man könnte fast den Eindruck haben, dass sich der Trend langsam zur Polyamorie hinwendet, also eine Beziehung mit mehreren Partnern. Doch was ist der Reiz oder der Grund für den Wunsch einer offenen Beziehung? Kann ein solches Beziehungsmodell überhaupt funktionieren? Und welche Regeln müssen gesetzt werden, damit beide Partner zufrieden bleiben?
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In den Medien wird zuletzt häufig der Eindruck vermittelt, das Modell der offenen Beziehung liegt im Trend und wird gerade bei jungen Menschen immer beliebter. Blickt man allerdings auf Zahlen in Deutschland erkennt man schnell, dass der Trend wohl nicht auf die breite Masse zutrifft. Nur etwa 6 Prozent der Deutschen haben nach eigenen Angaben bereits eine offene Beziehung geführt und Sex mit anderen gehabt. Dabei waren nur 5 Prozent an einer Polyamorie interessiert, also eine Beziehung mit mehreren Partnern gleichzeitig.
Monogamie – Ein veraltetes Beziehungsmodell?
Zwar hält die breite Masse noch an dem grundlegendem Beziehungsmodell mit einem festen Partner und einer Beziehung, in der beide Seiten treu sein sollten, fest. Die Realität zeigt aber, dass immer mehr Ehen und Beziehungen nach einigen Jahren in die Brüche gehen und viele Junge Menschen nicht mehr die ewige Liebe und den einen Partner fürs Leben glauben. Liegt es vielleicht an den festgefahrenen Beziehungsstrukturen? Ist der Mensch nicht dafür ausgelegt, dem einem Partner ewig treu zu sein? Brauchen wir verschiedene Geschlechtspartner, um erfüllt zu sein?
Viele erhoffen sich von der offenen Beziehung, dass sie zusammenschweißt und sich jeder in der Beziehung frei und uneingeschränkt fühlt. Eifersucht, Misstrauen oder sinnlose Lügen erübrigen sich durch eine offene Beziehung. Man kann sich also nur noch auf die wahren Dinge in einer Beziehung konzentrieren. Doch ist das so einfach? Was ist mit dem gegenseitigen Vertrauen, die Angst, dass er oder sie sich neu verliebt? Oder der andere Sexualpartner vielleicht die größere Erfüllung bringt?
Offene Beziehungen: Diese Dinge sollten beachtet werden
Das Wichtigste vorab: Eine offene Beziehung bedeutet nicht, einen Freifahrtsschein für grenzen- und gedankenlosen Sex. Ein solches Beziehungsmodell erfordert Regeln, und dabei ist es enorm wichtig, dass beide Partner die offene Beziehung wollen – wirklich wollen!
Oft äußert sich der Wunsch nach neuen Sexualpartnern nur von einer Seite der Beziehung. Folglich zieht der andere Part nach, oft aus Angst die andere Person zu verlieren. Das Ergebnis: Eine der beiden Personen wird sicherlich unter der Öffnung leiden. Deshalb ist es von großer Bedeutung, im Voraus mögliche Ängste und Sorgen, aber auch Wünsche und Bedingungen zu klären, damit beide Partner mit einem guten Gefühl starten.
Außerdem gibt es noch einige weitere Punkte, die es von vornerein festzulegen gibt, damit ein solches Modell Zukunft hat:
- Regeln für sexuelle Kontakte
Wie sieht es mit Freunden und Bekannten aus? Für viele ist das ein Tabu-Thema und Ausschlusskriterium. Andere wiederum lehnen Sex mit anderen Partnern in der gemeinsamen Wohnung oder in derselben Stadt ab. Eine Möglichkeit ist die Vereinbarung, nur Sex im Urlaub oder auf Reisen zu haben. Ist das Verhältnis mit der anderen Person eine einmalige Sache? Diese Dinge müssen unbedingt vorab geklärt werden
- Regeln für Verhütung
Gerade bei verschiedenen Sexualpartnern ist die Verhütung ein wichtiger Punkt. Es sollte unbedingt besprochen werden, ob und in welcher Form verhütet wird.
- Über andere Sexpartner sprechen oder nicht?
Die Meinungen gehen diesbezüglich stark auseinander. Manche wollen gar nicht darüber reden, andere würden sich stundenlang den Kopf zerbrechen, wenn sie es nicht wüssten. In jedem Fall muss eine einheitliche Regelung getroffen werden, damit beide Seiten beruhigt schlafen können
- Feste Tage für gemeinsame Zeit
In einer offenen Beziehung sollte niemals der eigentliche Partner zu kurz kommen. Deshalb ist es hilfreich, sich feste Tage einzuräumen, während denen nur die Zweisamkeit zählt, ohne andere Personen.
- Regelmäßige Absprachen
Gelegentlich sollte der andere Partner auf den aktuellen Stand der eigenen Gefühlslage gebracht werden. Ist man noch glücklich mit dem Modell? Kommen langsam Zweifel auf oder ha sie was im Zusammenleben geändert? Kommunikation ist in solchen Beziehungen enorm wichtig.
Gründe für die offene Beziehung
Die Gründe für den Schritt in die Polygamie sind meistens ähnlich: Sexuelle Unzufriedenheit, fehlende körperliche Nähe und Intimität, wenig Sex. Man merkt also schnell, dass die Gründe meist in der derzeitigen Beziehung zu finden sind. Und da ist das Problem: Wer unzufrieden mit der aktuellen Beziehung ist, wird vermutlich nicht die Lösung durch andere Sexualpartner finden. Die Gründe sind meist viel tiefer und sinnvoller ist es in vielen Fällen, an der jetzigen Beziehung zu arbeitet, anstatt sich noch weiter voneinander zu entfernen.
Manche Paare sind allerdings schon seit der Schulzeit zusammen und hatten bisher keine anderen sexuellen Erfahrungen als mit der einen Person. So kommt das Gefühl auf, man hat was verpasst, muss neue Dinge ausprobieren oder ist neugierig, wie sich der Sex mit anderen anfühlt. In diesem Fall könnte es durchaus eine Option sein, dass sich beide Partner austesten und Erfahrungen sammeln. Die offene Beziehung kann natürlich auch nur begrenzte Zeit andauern und danach findet man wieder zueinander.
Fazit: Offene Beziehungen sind mit Vorsicht zu genießen
Insgesamt gibt es mehr Stolpersteine in solchen Beziehungsformen als viele anfangs vermuten würden. Wenn nicht beide Partner wirklich einverstanden sind, geht das Experiment ziemlich sich schief und es entstehen große Probleme. Außerdem sollte eine offene Beziehung kein Rettungsversuch für die aktuell Partnerschaft sein. Laut Alexandra Hartmann, Paartherapeutin aus München, hat eine offene Beziehung noch in keinem Fall die aktuelle Beziehung gerettet. Der Schuss sei jedes Mal nach hinten losgegangen, so die Therapeutin.
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